Warum?

Die Neugestaltung des Donauraums in Tuttlingen wird seit vielen Jahren das größte Projekt zur Stadtentwicklung sein. Nach den Urteilen der Verwaltungsgerichte darf die Donau aus Gründen der Gewässerqualität im Tuttlinger Schlauch nicht mehr in der früheren Höhe aufgestaut werden. Während früher auf 2,5 Meter aufgestaut werden durfte, beträgt die maximal mögliche Aufstauhöhe im Bereich der Wehranlage 1,5 Meter. Die Genehmigung zur Aufstauung wurde seitens des Ladratsamtes unter anderem mit der Auflage erteilt, dass von November bis einschließlich März keine Aufstauung stattfinden darf. Außerdem muss am Vortag und am Aufstautag die Gesamtabflussmenge 1200 l/s überschritten werden. Im Unterwasser der Anlage ist während der Aufstauphase ein Mindestwasserabfluss von 800 l/s erforderlich. Zudem ist der Bau einer neuen Fischaufstiegsanlage im Falle einer Aufstauung unabdingbar, damit Fische auch bei geschlossenem Wehr donauaufwärts wandern können. Eine Kostenschätzung aus dem Jahr 2021 bezifferte die Baukosten auf ca. eine Million Euro. Die Dauer des potentiellen Baus ist dabei noch unklar. Selbstverständlich müsste das Wehr auch gewartet und instandgehalten werden.  

Das Land Baden-Württemberg hat für die Neugestaltung im Falle des Verzichts auf einen Aufstau eine finanzielle Beteiligung am Donauumbau in Aussicht gestellt, da dies dem Ziel der Durchlässigkeit von Flüssen entspricht. Diese Beteiligung bezieht sich auf die Maßnahmen, die dem Flussumbau dienen. Erforderliche Umbauten am Donaupark wie beispielsweise Wege, Plätze, Infrastruktur und Ersatzparkplätze muss die Stadt selbst tragen. Falls Tuttlingen sich für den 1,5 Meter hohen Aufstau entscheidet, müssen die Kosten – inklusive dem Bau der Fischaufstiegslage – von der Stadt selbst getragen werden, bzw. eigenständig Fördermittel akquiriert werden. 

Im Falle einer Außerbetriebnahme der Anlage muss innerhalb der nächsten zwei Jahre der Rückbau der Wehrklappen mit der vollständigen Herstellung der Durchgängigkeit umgesetzt werden. (Wasserrechtliche Erlaubnis LRA 5.2.7). Die Stadt befindet sich dazu weiterhin in Abstimmung. 

Gleichwohl wird es in jedem Fall eine Veränderung zur Situation wie sie während der Gartenschau 2003 geschaffen wurde und bis zur Wehrabsenkung den Donaupark und die Donau geprägt hat geben. Ob Teilaufstau oder keine Aufstauung, der Uferbereich und je nach Variante auch größere Teile des Donauparks zwischen Groß Bruck und dem Tuttlinger Schlauch müssen an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.  

Aktuell gibt es weitergehende Untersuchung inwieweit es zwischen diesen zwei Szenarien „Teilaufstau und Vollabsenkung“ noch eine gewässerökologisch sinnvolle und freiräumlich vorteilhaftere Alternative geben könnte. Sofern dieses dritte Szenario der Donauentwicklung wasserwirtschaftlich durchführbar wäre, wird es in diesen Beteiligungsprozess zeitnah mit eingebracht.  

Im Rahmen dieses Beteiligungsprozesses können Bedürfnisse der Bürgerschaft, wie z.B. Erlebbarkeit der Donau, Zugang zum Wasser und Aufenthaltsplätze benannt werden. Um diese Bedürfnisse zu sammeln und darauf aufbauend Ziele für die Gestaltung des Donauraums zu formulieren, werden die Bürgerinnen und Bürger von Tuttlingen beteiligt. 

Chronik

1987 – 2023

CHRONIK 1987 - 2018
CHRONIK 2019 - 2023

Was ist geplant?

Die Stadt Tuttlingen möchte die Bürgerschaft auf dem Weg zur Neuentwicklung mitnehmen, daher werden die Bürgerinnen und Bürger über den gesamten Projektzeitraum in unterschiedlichen Formaten eingebunden und aktiv beteiligt. Die Bürgerbeteiligung zur künftigen Gestaltung des Donauraums wird bereits im Frühsommer beginnen. Die Grundlagen für die Neugestaltung sollen noch in diesem Jahr erarbeitet und beschlossen werden.

Es wird mehrere Veranstaltungen geben, bei denen die Einschätzungen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger abgefragt und gesammelt werden. Begonnen wird mit einem Workshop über den Ist-Zustand, bei einem weiteren Termin werden die Anforderungen, die der Donauraum in Zukunft erfüllen soll, erarbeitet, und bei einem dritten Termin werden konkrete Rahmenbedingungen für die Planung formuliert. Auf dieser Grundlage werden dann die Planungsbüros mit ersten Entwürfen beauftragt.

Außerdem werden die Bürgerinnen und Bürger bei weiteren Veranstaltungen vor Ort dazu aufgefordert, sich mit dem Raum auseinanderzusetzen. Dies betrifft zum einen das Donauufer und den Bereich des Flusses selbst, zum anderen aber auch die Straßen entlang der Donau, den Stadtgarten und den Donaupark. Geplant sind aber auch Veranstaltungen, die den öffentlichen Raum einfach erlebbar machen – also Konzerte, Feste oder Spielaktionen.

Alle Aktivitäten werden von einer sogenannten Spurgruppe koordiniert, die sich aus unterschiedlichen Personen aus der Verwaltung, aus Interessengruppen und der Bürgerschaft zusammensetzt. Die Spurgruppe selbst gibt keine inhaltlichen Empfehlungen, sondern bündelt und steuert die Veranstaltungen, Ideen und Anregungen.

Zudem wird es eine Projekthomepage geben, die eine zentrale und interaktive Kommunikationsplattform zum Thema Donauraum sein wird. Hier werden Ideen vorgestellt und Veranstaltungen angekündigt – vor allem aber kann jeder seine eigenen Vorschläge und Gedanken auf einer interaktiven Karte notieren und hochladen.

Um welche Themen geht es neben der Donau noch?

Bei der Neugestaltung des Donauraums geht es um mehr als um die Frage, ob und wie hoch das Wasser in Zukunft aufgestaut werden soll. Es geht auch um eine Verkehrswende und eine verbesserte Aufenthaltsqualität.

Verkehrsexperimente sollen Räume für die Bürgerinnen und Bürger neu erlebbar machen. Flächen sollen neuen Verkehrsarten zugeschrieben werden und neue Formen der Mobilität sollen ausprobiert werden. So wird die Weimarstraße in diesem Sommer für etwa 8 Wochen, im August und September, gesperrt und nur für Radfahrer und Fußgänger nutzbar sein. Dabei werden die Bürgerinnen und Bürger durch verschiedene Events vor Ort dazu eingeladen und ermutigt, sich mit dem Raum auseinanderzusetzen. Dort, wo sich vorher noch parkende Autos aneinanderreihten, reihen sich nun Tische und Bänke und vor allem fröhliche Menschen.